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Traditionelle Schellenrührer mit Umläufern in Mittenwald, © Alpenwelt Karwendel | Wera Tuma

Larve gelüftet

Die „Fosnocht“, wie der Fasching im Oberen Isartal heißt, ist eine besondere Zeit. Mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Riesengaudi pflegen die „Maschkera“ jahrhundertealte Rituale. In der aktuellen Hoch³-Ausgabe treffen wir Barbara Wörnle, die uns spannende Einblicke hinter die Kulissen der Mittenwalder Fosnocht gibt. Als Einkleiderin sorgt sie dafür, dass bei den Schellenrührern das Gwand fest sitzt und sie trotzdem noch Bewegungsfreiheit haben. Kommen Sie mit, in die Welt der Larven und Kluften…

Fosnocht im Isartal

Ab dem Dreikönigstag am 6. Januar sind in Mittenwald , Krün und Wallgau Maschkeragruppen mit kunstvoll geschnitzten Holzlarven unterwegs. Vor allem in Mittenwald veranstalten sie dann auch in den heimischen Wirtshäuser die „Gungln“ mit viel Musik und Tanz.

Insiderwissen: Maschkera sind montags, dienstags und donnerstags anzutreffen, niemals aber an Tagen wie Lichtmess (3. Februar), am Blasiustag (4. Februar) und in Mittenwald schon gar nicht am Agathentag (5. Februar), weil 1830 an diesem Tag der Untermarkt in Mittenwald fast komplett abgebrannt ist.

 

Jeder Schellenrührer steht für einen Monat im Jahreskreislauf. Dazu gibt’s den Vor- und den Umläufer. Der Vorläufer geht im Wechselschritt vor den Schellenrührern, und gibt den Takt an.
Barbara Wörnle, Schellenrührer-Einkleiderin

 

Die Maschkera treiben in der Faschingszeit in der Alpenwelt Karwendel ihr Unwesen, Höhepunkt ist der Unsinnige Donnerstag., © Alpenwelt Karwendel | Zugspitz Region

Richtig hoch her geht es dann am Unsinnigen Donnerstag , wenn auf den Straßen der drei Orte Schellenrührer, Pfannenziacher, Goaslschnalzer, das Mühlradl und viele andere Maschkera ihren Aufritt haben. Ein lautes und oft auch wildes Spektakel, das Schaulustige aus Nah und Fern anzieht. Ein Tipp für Familien ist vor allem auch der Faschingsdienstag, wenn in Mittenwald die „Angler“ mit ihren Leckereien unterwegs sind.
 

Das Geheimnis der Kluft’n

Das Schlipferhaus in Mittenwald ist traditionell das Haus, in dem die Schellenrührer – genauer gesagt nur der Vorläufer und der Umläufer – eingekleidet werden. Die zwölf eigentlichen Schellenrührer, die sich mit umgebundenen Ochsenschellen hupfend und eindrucksvoll fortbewegen, tragen normale Tracht. Um an Vor- und Umläufer die sechs Lagen aus Seidentüchern festzuzurren, braucht es Geduld, Geschick und eine Menge Kluft’n. Kluft’n sind Sicherheitsnadeln, die das Gesamtkunstwerk dann letztlich zusammenhalten.

Die Art, wie man steckt, hat einen Sinn, damit die Tücher schön fallen. Sie müssen unterm Laufen gut halten, dürfen aber auch nicht zu sehr unter Zug stehen, damit sie nicht reißen – das Material ist ja Seide.
Barbara Wörnle, Schellenrührer-Einkleiderin

Barbara Wörnle beim Einkleiden der Umläufer, © Hand Schmid

Im Hoch³-Magazin gibt die Einkleiderin in vierter Generation noch weitere Einblicke. Unter anderem erfahren wir, was Maschkera unter der Larve tragen und welche Tücher sie vor die größten Herausforderungen stellen. Klar ist jedenfalls, dass die Schellenrührer jedes Jahr bei ihrem Auftritt am Unsinnigen Donnerstag – auch dank Barbara – eine perfekte Figur machen.

Auf zur Fosnocht